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Der Titel

Der österreichische Publizist und Satiriker Karl Kraus veröffentlichte im Mai 1918 – also nicht lange vor dem Ende des Ersten Weltkriegs – in seiner satirischen Zeitschrift „Die Fackel“ den Beitrag „Das technoromantische Abenteuer“ (Vgl.: Die Fackel, Nr. 474-483, XX. Jahr Wien, 23. Mai 1918). Es ging darin um technologische Entwicklungen einerseits und andererseits um das gleichzeitige Fortbestehen von unter diesen Umständen eigentlich obsoleten soldatischen Traditionen und männlichen Tapferkeitsvorstellungen: „All das gibt es, während es all das gibt!“, schrieb Karl Kraus.

Wir haben das Zitat leicht abgewandelt und verwenden es für die Gleichzeitigkeit in unserer heutigen Zeit: Wir haben großes Wissen über die Entstehung und die Folgen von Rassismus und Nationalismus. Gleichzeitig sehen wir ein Erstarken eben genau dieser Einstellungen in Politik und Bevölkerung, national und international: All das geschieht, während es alles das gibt.

 

1. Die Vorgeschichte von Adg

2. Ziel des Projektes

3. Wer ist die Zielgruppe?

4. Die Autorinnen und Autoren

5. Auswahl des Materials

6. Die Methode

7. Der Projektrahmen

8. Wir bedanken uns

1. Die Vorgeschichte von Adg

Vor allem einige ältere Mitglieder der T&S-Transkriptionsgruppe aus Göttingen wollten mehr tun und erreichen, als „nur“ zu transkribieren. Sie mach(t)en sich Sorgen um die Entwicklung der Demokratie in Deutschland und Europa, woll(t)en gerne einen Beitrag leisten zur Demokratie-Entwicklung und überlegten, wie sie ihre persönlichen Erfahrungen und die Inhalte der Briefe einer breiteren Öffentlichkeit und vor allem jüngeren Menschen nahe bringen könnten.

Aus diesen Überlegungen entstand der Plan zur Erarbeitung einer szenischen Lesung. Nachdem es einige Zeit gedauert hat, die Finanzierung zu sichern, begann das Projekt im Herbst 2019 mit der Arbeit.

2. Ziel des Projektes

Die Vorstellungen vom „Dritten Reich“ sind oft geprägt von den letzten Wochen und Monaten des Krieges: Bomben auf deutsche Städte, Kinderlandverschickung, Mord an Millionen von Menschen etc. Aber damit ist nicht erklärt, wie es dazu kam, dass sich Millionen von Deutschen eine zutiefst rassistische Ideologie zu eigen machten, für „Führer, Volk und Vaterland“ in den Krieg zogen und bis zum Tod und völligen Untergang kämpften. Wie haben die Menschen damals diese Zeit gesehen, den Krieg, die Regierung, die Propaganda? Wie haben sie sich „eingerichtet“ in dieser Situation, was haben sie gedacht, gefühlt – bevor ganz offensichtlich wurde, wohin das alles führen wird?

Die vorliegende Lesung beschäftigt sich nicht mit der Zeit vor 1938 und verfolgt den Briefwechsel von Hilde und Roland auch nur bis 1942. Es geht nicht um einen Geschichtsunterricht, der die Zeit des Nationalsozialismus mit Vor- und Nachgeschichte darstellt. Es geht vielmehr um etwas Atmosphärisches, es geht um die schleichenden Prozesse, die langsame Gewöhnung an Einschränkungen, an Einstellungen, die manchmal sogar den eigenen Ideen widersprechen: Wie können tiefgläubige Christen wie Hilde und Roland dennoch Hitler und seinen Ideen folgen? Und was bedeutet das für uns heute, wo manches auf öffentlichen Veranstaltungen ausgesprochen wird, was man vor 20 Jahren kaum unter Freunden formuliert hätte? Wie gehen diese Veränderungen vor sich, wie funktioniert die Parallelität zwischen privatem sich Einrichten, sich Gewöhnen und öffentlichen Veränderungen?

Wir bieten keine Lösungen an. Wir möchten zum Gespräch anregen und zum Nachdenken.

3. Wer ist die Zielgruppe?

Es gibt zwei Zielgruppen: die einen, die die Lesung vorbereiten, und aufführen und die anderen, die im Publikum sitzen. Für beide gibt es keine Empfehlung z.B. in Bezug auf das Alter, im Gegenteil: Es wäre gut, wenn junge, alte und ganz alte Menschen gemeinsam im Publikum säßen und hinterher auch gemeinsam ins Gespräch kämen.

Einzige Voraussetzung sind ein paar Grundkenntnisse über die Zeit des Nationalsozialismus.

4. Die Autorinnen und Autoren

Eine solche Arbeit kann nur im Team entstehen. In den Arbeitsgruppen haben mitgearbeitet: Beatrice Becher, Clara Gold, Beate Herrmann, Pauline Höhlich, Dorothe Kirmeß, Susanna Mollenhauer, Dr. Dr. Gudrun Schwibbe, Dr. Ulrike Weisser. Die drei Arbeitsgruppen wurden geleitet von Ulrike Lachmund (Briefe), Verena Lemke (Historisches), Irene Schultens (Aktuelles). Die Musik hat Leonard Arnemann für uns komponiert und eingespielt. Mitgewirkt haben weiterhin Sören Isele (Bildrecherche), Wilhelm Fielitz (Logo) und Anna Lendt (Trailer). Die inhaltliche Leitung lag bei Lutz Heinke, Projektträger war die Freie Altenarbeit Göttingen unter ihrem Leiter Dr. Hartmut Wolter.

5. Auswahl des Materials

Ohne die Vorarbeiten des Projektes Trug & Schein hätte das Projekt Adg nicht begonnen werden können. Die transkribierten Briefe und die Materialkenntnisse derer, die bereits vorher jahrelang Briefe transkribiert hatten, waren unverzichtbar. Auf der Basis ihres Wissens wurden in einem Gruppenprozess thematische Schwerpunkte in den Briefen identifiziert (z. B. Vorstellungen vom Frieden, Regimepraxis im alltäglichen Leben, Rolle der Religion, Rollenbild Mann / Frau etc.). Unter diesen Schwerpunkten wurden alle Briefe für den fraglichen Zeitraum gesichtet und die bedeutenden Zitate zusammengestellt.

Die ersten Sammlungen dieser Zitate beliefen sich (mit einigen zusätzlichen Informationen zu den Zitaten) auf über 180 Druckseiten. In einem langen und oft schwierigen Prozess haben wir dieses Material auf gut 20 Seiten gekürzt. Die Einschränkungen der Zusammenarbeit, die sich durch die Corona-Pandemie ergaben, haben diese Phase des Projektes in erheblicher Weise verlängert.

6. Die Methode

In der Lesung kommen außer Hilde und Roland zwei weitere „Personen“ zu Wort: „Das Damals“ und „Das Heute“, die an manchen Stellen zusätzliche, meist zeitgeschichtliche Informationen geben und immer wieder auch den Bezug zur heutigen Zeit herstellen.

Begleitet wird die Lesung durch eine PowerPoint-Präsentation, meist mit Fotos und Plakaten, manchmal auch mit Audio- oder Videofiles aus der damaligen Zeit; damit werden zusätzliche Informationen gegeben, manchmal auch Kontraste zu den Zitaten gesetzt. Am oberen Rand der Folien läuft eine Zeitleiste mit und erleichtert die zeitliche Orientierung. Unter anderem am Ende der Lesung wird ein direkter Bezug zur heutigen Zeit hergestellt.

Bei der Auswahl dieses Materials haben uns das Urheberrecht bzw. die finanziellen Forderungen der Rechte-Inhaber manchmal Grenzen gesetzt. Umso mehr sind wir allen Rechtegebern dankbar.

7. Der Projektrahmen

Ab Februar 2018 begannen die Arbeiten am Projektantrag. Nachdem die Bundeszentrale für politische Bildung im Juni 2018 eine Finanzierung prinzipiell in Aussicht gestellt hatte, dauerte es noch ein weiteres Jahr, bis die notwendige Kofinanzierung gesichert war: Die Stadt Göttingen und der Landkreis Göttingen haben schließlich geholfen, sodass das Projekt im Herbst 2019 mit der Arbeit beginnen konnte.

Es war geplant, dass das Projekt im März 2021 abgeschlossen wird. Die Arbeit in den inhaltlichen Arbeitsgruppen, die mit der Auswahl der Zitate befasst waren, ging allerdings nicht so zügig voran wie gedacht, weil direkte und regelmäßige Koordinierungstreffen unter Coronabedingungen unmöglich waren. Dem Verlängerungsantrag wurde seitens der Zuschussgeber zugestimmt, sodass das Projekt schließlich Ende Oktober 2021 abgeschlossen wurde.

8. Wir bedanken uns

Finanzierung

Wir bedanken uns für die Förderung des Projekts bei:

 

Bundeszentrale für politische Bildung

Stadt Göttingen

Landkreis Göttingen

 

Partner

Von vornherein war klar, dass das Projekt aus eigener Kompetenz heraus nicht umgesetzt werden konnte: Fachlicher Rat wurde für die historische Ebene und die dramaturgische Umsetzung gesucht. Als Partner konnten das Institut für Demokratieforschung an der Universität Göttingen und das Deutsche Theater Göttingen gewonnen werden; die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Katharina Trittel und der Dramaturg Jascha Fendel haben ganz wesentlich an der Entwicklung des Projekts mitgewirkt.

Göttinger Institut für Demokratieforschung

Deutsches Theater Göttingen

Ein besonderes Dankeschön an die Kolleginnen und Kollegen vom Projekt „Ein Morgen vor Lampedusa“, die uns in vielerlei Weise geholfen haben.

 

Bild- und Textnutzungsrechte

Die allermeisten angefragten Personen und Institutionen waren bereit, uns die Verwendung kostenlos oder gegen einen geringen Beitrag zu gestatten. Wir bedanken uns bei:

 

  • Bundesarchiv
  • Chronos Media / Histoclips
  • Deutsche Fotothek
  • Deutsches Historisches Museum / LeMO
  • Förderverein Gegen das Vergessen – Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung 1933–1945 e.V.
  • Gedenkstätte Deutscher Widerstand
  • Haus der Geschichte BW – Privatbesitz
  • Historisches Museum Hannover
  • Jüdische Gemeinde Chemnitz
  • Jüdische Gemeinde Chemnitz + Stadtarchiv Chemnitz
  • Johann Werner Viehs
  • Museum Wolmirstedt
  • Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed
  • Spiegel TV
  • spurensuche-kreis-pinneberg.de
  • Stadt Köln
  • Stadtarchiv Sindelfingen
  • Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
  • Stiftung Deutsches Technikmuseum
  • Universitätsbibliothek Heidelberg
  • Wagenbach Verlag
  • Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
  • www.dorsten-transparent.de
  • Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
  • Weitere Quellen: archive.org, istock, Wikipedia, wikimedia